Meine Betriebsweise

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Nach einer Pause von über 30 Jahre habe ich mich entschlossen, meine imkerlichen Erfahrungen und Kenntnisse zu „aktivieren“. Dabei stellte ich mir die Frage, da ich nach ökologischen und biologischen Richtlinien und im Besonderen nach den Richtlinien von Bioland/Demeter/ u. a. annähernd bereits geimkert habe,  mich einem Ökoverband anzuschließen.

Die Wahl ist nach umfangreichen Recherchen auf Bioland gefallen. Seit 15.06.2016 bin ich nun als Biolandimker gelistet. Ab 15.06.2017 gibt es dann Bienenprodukte mit dem Bioland Siegel. Bis dahin gilt es, die Bienenvölker auf „Bioland“ Waben umzustellen. Schon jetzt können Sie Honig erhalten, der zumindest teilweise schon die Kriterien erfüllt, die ab 15.06.2017 vollständig von mir garantiert werden.

Sie dürfen aber nicht vermuten, dass das bisherige Wachs belastet gewesen sei, der Unterschied ist jedoch, dass ich es nicht wusste, weil die sogenannten Mittelwände, die man den Bienen als Erstausbauhilfe gibt, im freien Markt beschafft wurden.  Deshalb kaufe ich ab sofort nur noch bei zertifizierten Lieferanten ein, denen ich vertrauen kann.

Dies bedeutet im Wesentlichen Folgendes:

Vermeidung von irgendwelchen Rückständen im Bienenwachs! Dazu muss zunächst das komplette Bienenwachs auf biologisch zertifiziertes Bienenwachs umgestellt werden. Nach Bioland-Richtlinien dürfen Mittelwände nur aus Neuwachs hergestellt werden. Neuwachs wird aus dem Entdecklungswachs oder aus dem Naturwabenbau gewonnen. Das Bienenwachs aus den Brutwaben, die schon mal aus Mittelwänden gebaut wurden, dürfen nicht ein zweites Mal zu Mittelwänden wiederverwendet werden. Durch diesen stetigen Wechsel bleibt das Bienenwachs immer sehr schadstoffarm, was wiederum der Honigqualität zu Gute kommt, denn es werden dadurch weniger Schadstoffe durch Umwelteinflüsse an den Honig abgegeben! Das Wachs wird quasi aus dem Bienenvolk „ entfernt“ und somit verbleibt immer ein nahezu reines Wachs im Volk. Letztendlich ist dieses entsorgte Bienenwachs immer noch besser, als herkömmliches Wachs und kann in der Pharma-, Kosmetik- oder auch in der Kerzenindustrie verwendet werden. Es wird somit eine Betriebsweise der immer währenden Minderung der Belastungskriterien gefahren.

Schon bisher habe ich bebrütete Waben nicht für die Honigernte eingesetzt. Dies ist weitere Voraussetzung der Zertifizierung.

Nach Bio-Richtlinien dürfen den Königinnen nicht mehr zur Schwarmvorbeugung ein Flügel gestutzt werden. Auch dies wurde von mir nie gemacht.

Meine Beuten habe ich mit einer ökologischen und unschädlichen Ölfarbe bzw. einfach nur mit Leinöl gestrichen. Leinölfirnis oder andere metallhaltige Beutenanstriche habe ich noch nie verwendet.

In unseren Bienen-Völkern gibt es leider auch Parasiten, z. B. die Varroamilbe, die eliminiert oder zumindest eingedämmt werden müssen. Neben biologischen Behandlungsmethoden verwende ich auch varroatolerante Bienenvölker, die Bienenzüchter anbieten. Neben der Sanftmut, dem Sammelfleiß werden also auch Bienenvölker eingesetzt, die mit den Bienenschädlingen „umgehen“ können, ohne dass die Qualität oder die Nachhaltigkeit darunter leidet.

In der Behandlung verwende ich nur in der Natur auch  vorkommende Säuren, wie z. B. die Ameisen-, Milch- und die Oxalsäure. Diese Anwendungen garantieren derzeit, dass die Bienen nicht resistent werden. Dabei ist gleichzeitig eine biologisch abbaubare Grundlage geschaffen.

Eine regelmäßige Reinigung und Desinfektion der Beuten ist selbstverständlich. Spätestens bei Neubesetzung einer Beute mit einem Ableger /Bienenvolk wird die Beute inspiziert und mit umweltfreundlichen Mitteln gereinigt. Mit Hitzebehandlungen erreicht man, wie in der Küche, die besten Ergebnisse. Chemische Keulen sind verpönt.

Mein Honig wird schonend behandelt, sodass möglichst so wenig wie möglich Inhaltsstoffe, wie Fermente, Vitamine, Eiweiße, antibiotische Stoffe, die verschiedenen Fructosen etc. zerstört werden! Schon bei 40 Grad Celsius verliert der Honig an wertvollen Substanzen.

Nach Bio-Richtlinien darf der Honig nicht zu fein gefiltert werden. Pollen ist ein natürlicher Bestandteil des Honigs und würde bei einer zu feinen Filterung herausgefiltert werden. Pollen sollte sogar im Honig enthalten sein, weil er gesund ist und Allergiker desensibilisiert. Mit der Gewinnung von Pollen und Wabenhonig ergänze ich meine Produktpalette nach Kundenwunsch gerne.

Im Spätsommer behalten die Bienen einen Teil ihres gesammelten Honigs für ihren Wintervorrat, und es darf natürlich auch nur biologisch hergestellter Zuckersirup gegeben werden.

Der Biogedanke ist deshalb weder ein esoterischer Ansatz, noch lediglich ein moralischer oder ethischer Ansatz der Tierhaltung, sondern eine ökologische Form einer nachhaltigen Imkerei, die umweltbewusst tierartspezifisch handeln will. Freilich können wir keine völlige Reinheit garantieren, denn unsere Bienen sind, wie wir Menschen, den Umwelteinflüssen und Umweltsünden der Gesellschaft ausgesetzt. Mit einer Biolandbetriebsweise wird jedoch ein wertvoller Beitrag zur Umwelt und gegen das Bienensterben bereitgestellt.

Genug der Worte, es ist Zeit, werte Kunden, meine Honig- und Bienenprodukte zu testen und zu genießen.

Ihr Imkerrechtsanwalt

Herrenberg, den 15.06.2016

Wolfgang Maurer (Herrenberg)