Portrait und Projekt „Bee-Farming“ in Deutschland

Interessierte können sich jederzeit melden.

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Heute möchte ich mich Ihnen gerne etwas mehr von mir erzählen. Zwischenzeitlich bin ich 63 Jahre alt und immer noch, oder immer mehr, von dem Bien und seinem sozialen Gebilde begeistert.

Schon als Heranwachsender interessierte ich mich für Bienen und war fasziniert von den Bienen meines Großvaters, den ich in den Ferien immer besuchen durfte. Er imkerte noch auf dem Standmaß „Altwürttemberger“ und auch die Bienenrase war keinesfalls zimperlich. Ob diese Völker heute mit der Varroamilbe umgehen könnten?

Nach dem Abitur entschlossen sich mein Vater und ich, eine Imkerei anzufangen. Die Erfolge blieben nicht aus, bereits im 2. Jahr ernteten wir wöchentlich Honig – allerdings in einem kleinen Wabenmaß – . Wir dachten, dass „jeder Gartenzaun“ Tracht liefert. Über den Blütenhonig gab es Wald- und sogar in diesem Jahr Tannenhonig.

Das bestärkte mich, die Imkerei mit dann zwischen 20 und 40 Völker zu betreiben. Und schon war eine Geschäftsidee geboren, natürlich mit einem Sponsor, nämlich meinem Vater, finanzierte ich mein Studium der Rechtswissenschaft mit dem Verkauf von Bienenprodukten. Der Bekannten- und Freundeskreis war so groß, dass wir keine Märkte besuchen musste, viel wurde auch an Geschäftskollegen meines Vaters oder an Mitstudenten verkauft.

1983 machte ich mich als Rechtsanwalt selbständig und ich vertrat ab dann Imker in ganz Württemberg, die von Nachbarn gedrängt wurden, den Bienenstandort aufzugeben. Kein Fall wurde verloren, die Standorte der Bienenvölker wurden rechtlich von mir stets erfolgreich verteidigt!

Ich musste mich jedoch dann entschließen, aus der Imkerei auszusteigen. Fortan betreute mein Vater mit meiner Schwester die Völker; ich beschränkte mich auf den Verzehr von Honig und auf gelegentliche Besuche auf dem Bienenstand des Vaters. Allerdings blieb die Lust an der Imkerei stets erhalten. Zwei Anläufe (1998) und 2015 reichten aus, um wieder einzusteigen.

Seit 2016 bin ich nun in der Umstellung meiner Imkerei auf Bioland. Ab 15.06.2017 gibt es Biolandprodukte aus meiner Imkerei. Auch muss ich mich, wie schon in den 70iger Jahren nicht um die Kunden sorgen, denn ein Lebensmittelgroßhändler hat bereits Interesse an meinen Produkten aus der Biolandimkerei gezeigt, obgleich noch kein Gramm Honig in Aussicht steht. Der Absatz ist gesichert, jetzt gilt es, zu liefern. Das Projekt beginnt ab März dieses Jahres und soll die imkerliche Praxis hinsichtlich einer wirtschaftlichen Betriebsweise – ich möchte nicht übertreiben – revolutionieren.  Dabei setze ich auf mehrere Standorte, ohne eine Wanderimkerei zu betreiben. Es ist für Umwelt und Bienen wichtig, dass flächig Bienenvölker für die Bestäubungsleistungen zur Verfügung stehen. Auch wird die Ökobilanz durch das ständige Bienenwandern nicht gerade begünstigt. Dabei sind Standorte mit Monokulturen uninteressant, sondern Stadtregionen oder stark besiedelte Landregionen. Dort sollte eine Verteilung der Völker ausgewogen stattfinden, damit eine flächendeckende regionale Bienenvolkdichte entsteht, ohne Standorte zu strapazieren.  Ob ein oder mehrere Bienenvölker gehalten werden, entscheidet der örtliche Imker und seine zeitlichen Resourcen. In einem Netzwerk von Hobby-, Nebenerwerbs-und Vollerwerbsimkern sowie Imkerdienstleistern soll eine Gemeinschaft (ähnlich einer Genossenschaft) die imkerlichen Tätigkeiten erbringen. Dabei können projektbezogen und zeitlich befristet, Imkerneulinge oder Wiedereinsteiger helfen und ihr Wissen über die Bienen zu mehren.

Neben der Imkerei referiere ich auch Workshops für Vereine und Verbände über Vereins- und Vereinssteuerrecht, bin Schulungsreferent bei den Stadtbienen e.V. Berlin und beim Landesverband Württembergischer Imker. In Baden-Baden und Karlsruhe (Rülzheim) werden dieses Jahr Neuimker von mir ausgebildet und mit dem notwendigen Know-How versorgt.

Ich wünsche den Lesern ein erfolgreiches Bienenjahr, mögen Sie die Varroen aus Ihren Völkern auf Dauer verbannen. Toi – Toi.

ihr Wolfgang Maurer (Rechtsanwalt + Imker)